27.09.2018

WohWi-Talk in Kassel

Wohnungswirtschaft im Gespräch mit der Politik

Zusammenspiel zwischen Stadt und Land erforderlich – Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Land

  • Ländliche Räume stärken
  • Explosion der Baukosten eindämmen
  • Bezahlbarer Wohnraum in Kassel und Fulda
  • Attraktivere Förderkonditionen schaffen

In Nord- und Osthessen stellen sich der Wohnungspolitik andere Herausforderungen als im Süden des Landes. Bei identischen staatlichen Auflagen und vergleichbaren Baupreisen fallen die Mieteinnahmen deutlich geringer aus. Und wo im Süden vor allem Bauland fehlt, müssen im Norden und Osten ländliche Räume gefördert werden. Dies könne den Druck auf Ballungsräume wie Frankfurt oder Kassel dämpfen, so ein Ergebnis des heutigen WohWi-Talks zwischen Politikern und Unternehmensvertretern, den der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest) im Vorfeld der hessischen Landtagswahl organisiert hatte.

Nach den Worten von Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest, brauche Hessen gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land: „Während im Rhein-Main-Gebiet und in Südhessen Wohnungsknappheit herrscht, steht der ländliche Raum in Nordhessen vor anderen demographischen Herausforderungen. Zahlen einer Studie des Instituts Wohnen und Umwelt im Auftrag des Umweltministeriums sagen einen Bevölkerungsrückgang in allen Landkreisen bis zum Jahr 2040 voraus. Dieser Entwicklung muss man entgegensteuern und die Potentiale des ländlichen Raumes nutzen.“

Ländliche Räume stärken

Tausendpfund wies darauf hin, dass die steigende Nachfrage nach preiswerten Wohnungen von den Städten allein nicht bewältigt werden könne. Eine zukunftsorientierte Wohnungspolitik müsse daher annähernd gleichwertige Lebensverhältnisse im gesamten Land anstreben: „Die Lösung des Wohnungsproblems liegt im Zusammenspiel von Stadt und Land.“ Dieser Auffassung war auch Volker Schultze, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Arolsen: „Jede Stärkung des ländlichen Raumes ist eine Entlastung der Ballungsgebiete.“ Und Uwe Flotho, Vorstand der Kasseler Genossenschaft Vereinigte Wohnstätten 1889, forderte, die Infrastruktur zu stärken: „Ein guter und preiswerter öffentlicher Nahverkehr gehört ebenso dazu wie schnelles Internet und die Förderung starker Gemeindekerne.“

Explosion der Baukosten eindämmen

Für Uwe Flotho muss die Politik zudem damit aufhören, Bauen durch immer neue Auflagen und Vorschriften zu erschweren und zu verteuern: „Dies betrifft unter anderem den Brandschutz und Legionellenuntersuchungen des Trinkwassers.“ In Baden-Württemberg habe sich herausgestellt, dass die Zahl der Erkrankungen durch Legionellen nach der Einführung der Untersuchungspflicht nicht erkennbar gesunken ist. Christian Wedler, Geschäftsführer der GWH Bauprojekte GmbH aus Kassel, pflichtete bei: „Die oft übertriebene Forderung nach Tiefgaragenstellplätzen, auch bei gefördertem Wohnraum, verteuert das Bauen und belastet die Mieter mit kleinem Portemonnaie zusätzlich. Mitunter sind nach Fertigstellung dann nicht mal alle Stellplätze vermietet, da der Bedarf nicht da ist. Hier sind clevere Konzepte in Kooperation mit der jeweiligen Kommune gefragt.“ Dazu seien die Baukosten für Handwerker und Baumaterialien „in ländlichen Regionen genauso hoch wie in den Ballungsräumen,“ ergänzte Volker Schultze. Allerdings könne man in vielen Teilen Nord- und Osthessens nicht mit Abstand so hohe Mieten verlangen wie in der Rhein-Main-Region.

Bezahlbarer Wohnraum in Kassel und Fulda

Im Gegensatz zu den Landkreisen „boomen“ Kassel und Fulda und trotzen dem Trend in Nordhessen. „Fulda wird aus alter Gewohnheit als zu vernachlässigende Region betrachtet. Eine niedrige Arbeitslosenzahl, eine gesunde mittelständische Wirtschaft und eine hervorragende Anbindung an den Rhein-Main-Raum zeichnen jedoch ein anderes Bild,“ so Frank Nieburg, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft Siedlungswerk Fulda. Stetiger Bevölkerungszuwachs führe zu ähnlichen Herausforderungen wie in der Rhein-Main-Region. Es werde zunehmend schwieriger, für breite Schichten der Bevölkerung bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Laut Christian Wedler seien in Kassel einige große Wohnungsbauprojekte in der Planung, die Stadt „brumme“. „Allerdings muss man auch bei dieser positiven Entwicklung im Auge behalten, die politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit es auch weiterhin gelingt, bezahlbaren Wohnraum anzubieten,“ so Wedler.

Attraktivere Förderkonditionen schaffen

Zur Lösung des Problems seien zudem attraktivere Förderkonditionen notwendig. Die Landesregierung habe die Mittel für die soziale Wohnraumförderung in den vergangenen Jahren zwar deutlich aufgestockt, allerdings würden diese in zu geringem Maße abgerufen, so Axel Tausendpfund. Für einen verstärkten Mittelabruf seien attraktivere und stärker auf die speziellen Bedürfnisse in Nordhessen abgestimmte Förderkonditionen nötig, da ansonsten die Finanzmittel wirkungslos verfallen. Nach Meinung von Frank Nieburg „werden zu viele Fördermittel in der Rhein-Main-Region verbraucht, anstatt die Randbereiche besser zu versorgen“. Dies könnte auch den Druck auf die Ballungsräume verringern, so Nieburg.

Pressekontakt

Jan Voosen
Referent für Unternehmenskommunikation und Marketing

Tel. 069 - 97065-301

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