20.09.2023

Lage auf dem hessischen Wohnungsmarkt ist dramatisch

Politik in Verantwortung: Mehr bezahlbare Wohnungen zur Sicherung des gesellschaftlichen Friedens

  • Mieten der sozialen Wohnungswirtschaft weiter klar unter dem Durchschnitt
  • Aber: Wohnungsbedarf viel größer als das Angebot / Gegensteuern nötig
  • Parteien greifen Forderungen des VdW südwest in Wahlprogrammen auf

„Der hessische Wohnungsmarkt ist ein Patient auf der Intensivstation. Schnelle Hilfe ist nötig, damit sich die Situation nicht weiter verschlimmert“, sagt Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest). Kurz vor der Landtagswahl sei die Lage angespannter denn je, wie mehrere aktuelle Statistiken zeigen.

So ist die Zahl der Baufertigstellungen in Hessen im Jahr 2022 auf 21.745 zurückgegangen (minus 5,3%), 1.562 dieser Wohnungen wurden von Mitgliedsunternehmen des VdW südwest gebaut. Dass dies nicht reicht, zeigt eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts, gemäß der in Hessen Ende 2022 bereits 63.000 Wohnungen fehlten. Pro Jahr müssten in der nächsten Legislaturperiode mindestens 30.000 neue gebaut werden, um den Bedarf zu decken – also rund 50% mehr als im Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Neubau kaum mehr bezahlbar
Dass dies gelingt, erscheint aufgrund der Entwicklung bei den Baugenehmigungszahlen, die ein Indikator für künftige Bautätigkeit sind, höchst fragwürdig. Die Zahlen befinden sich in Hessen seit Monaten im Sinkflug und liegen weit unter den Vorjahreswerten. Im Gesamtjahr 2022 wurden in Hessen nur gut 25.000 Baugenehmigungen erteilt, was einem Minus von 9,6% entspricht. „Damit ist absehbar, dass sich die Krise weiter verschärft“, mahnt Tausendpfund. „Die gestiegenen Zinsen und die enormen Baukosten bringen den Neubau fast zum Erliegen.“ Während die durchschnittlichen Verbraucherkosten in den vergangenen Jahren um gut 15% gestiegen sind, haben die Baupreise parallel fast um 30% zugelegt. „Wer Wohnungen zu fairen Mieten anbieten möchte, kann sich Bauen kaum mehr leisten“, kritisiert Tausendpfund. Daher seien auch die Investitionen der Mitgliedsunternehmen des VdW südwest in den Neubau im Jahresvergleich 2021/2022 um 30,2% auf 566 Millionen Euro zurückgegangen.

Die durchschnittliche Nettokaltmiete halten die im Verband organisierten Wohnungsbauunternehmen mit 6,97 Euro pro Quadratmeter weiter deutlich unter dem hessischen Durchschnitt mit 8 Euro pro Quadratmeter. „Viele Menschen sind auf solch günstige Konditionen angewiesen. Wenn unsere Unternehmen als Garant für faire Mieten nicht mehr in der Lage sind, neuen Wohnraum zu schaffen, leiden darunter alle Menschen, die sich keine teuren Wohnungen leisten können. Die Politik muss daher mehr Verantwortung übernehmen und gegensteuern“, so Tausendpfund.

Er fordert, das Thema Bauen und Wohnen in der nächsten Legislaturperiode noch weiter nach oben auf die Agenda zu setzen. In einem Positionspapier zur bevorstehenden Landtagswahl hatte der VdW südwest schon im März zusammengefasst, was aus Verbandssicht geschehen muss, damit mehr bezahlbare und klimafreundliche Wohnungen entstehen. Einige Aspekte haben die Parteien in ihren Wahlprogrammen aufgegriffen.

Parteien wollen Klimaschutzmaßnahmen stärker fördern
Beispielsweise hatte der VdW südwest gefordert, Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebestand stärker zu fördern, damit Mieterinnen und Mieter sich ihr Zuhause auch nach den Modernisierungen noch leisten können. Sowohl CDU („Wir werden ein Förderprogramm für energetische Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg bringen“) und Grüne („…wollen wir die Wärmewende mit mehr Beratung und Förderung voranbringen“) als auch die SPD („…wollen wir die energetische Gebäudesanierung staatlich stärker fördern.“) unterstützen diese Forderung des VdW südwest.

Auch zur vom Verband geforderten Verbesserung der Wohnraumförderung finden sich konkrete Passagen in den Wahlprogrammen der genannten Parteien. Gleiches gilt – auch im Programm der FDP – für Aspekte, die schnelleres Bauen ermöglichen und das Wohnen außerhalb der Großstädte und Ballungsräume attraktiver machen.

Wohnungspolitik muss gesellschaftlichen Frieden sichern
Tausendpfund begrüßt, dass die Parteien viele der Forderungen aufgreifen. Er betont jedoch: „Entscheidend ist, dass es nicht bei Absichtserklärungen bleibt, sondern dass die nötigen Maßnahmen später auch umgesetzt werden und nicht an Koalitionszwängen oder anderen Hindernissen scheitern. Manche Pläne müssen zudem noch konkretisiert werden. Wir sind weiterhin jederzeit gerne bereit, unsere Expertise in den Entscheidungs- und Gestaltungsprozess einzubringen.“ Die künftige Landesregierung müsse einer großen sozialen Verantwortung gerecht werden, so der Vorstand des VdW südwest. „Sie muss die Krise auf dem Wohnungsmarkt in den Griff bekommen, um allen Menschen ein Zuhause zu bieten, das sie sich leisten können. Sonst wächst die Unzufriedenheit, von der nur die extremen politischen Ränder profitieren.“ Tausendpfund resümiert: „Die Wohnungspolitik ist ein wesentliches Element zur Sicherung des gesellschaftlichen Friedens.“

Pressekontakt

Jan Voosen
Referent für Unternehmenskommunikation und Marketing

Tel. 069 - 97065-301

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