05.07.2023

„Wohwi-Talk Nordhessen“: Diskussionsrunde mit Politikern in Kassel

Mehr klimafreundliche Wohnungen zu bezahlbaren Mieten

Wie lassen sich mehr bezahlbare Wohnungen schaffen und gleichzeitig die Klimaziele im Gebäudesektor erreichen? Über diese und weitere Fragen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der sozial orientierten Wohnungswirtschaft mit Politikern in Kassel. Der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest) und die Vereinigte Wohnstätten 1889 eG hatten am 4. Juli zum „Wohwi-Talk“ in die Räume der Genossenschaft eingeladen.

Die Situation auf dem hessischen Wohnungsmarkt ist angespannter denn je. Aufgrund exorbitanter Kosten wird immer weniger gebaut. Da seit Monaten die Zahl der Baugenehmigungen abnimmt, droht der Mangel an Wohnungen künftig noch eklatanter zu werden. Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest sieht diese Entwicklung mit großer Sorge, zumal der Wohnungsbedarf parallel ansteigt: „Für viele Menschen in Hessen wird es immer schwieriger eine Wohnung zu finden, die sie sich leisten können. Als sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist es unser Ziel, allen Menschen ein Zuhause zu fairen Mieten anzubieten. Baukosten, Inflation, zu lange Genehmigungsverfahren und hohe Klimastandards machen es mittlerweile aber fast unmöglich, bezahlbar zu bauen, zu sanieren und zu modernisieren.“ Deswegen müsse die Politik nun handeln, um „Mehr Zuhause in ganz Hessen“ zu ermöglichen.

Bündel an Maßnahmen nötig
Gegenüber den beiden wohnungspolitischen Sprecherinnen der Landtagsfraktionen Hildegard Förster-Heldmann (Die Grünen) und Elke Barth (SPD) sowie den Landtagswahlkandidaten Max Grotepaß (FDP) und Violetta Bock (Die Linke) plädierte Tausendpfund für ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Vor allem der Klimaschutz im Gebäudesektor müsse stärker gefördert werden. Der Vorstand des VdW südwest verwies auf ein vom Verband in Auftrag gegebenes Gutachten der Universität Regensburg: Wenn die Klimaziele im Gebäudebestand erreicht werden sollen, bedarf es rund 1 Milliarde Euro pro Jahr, um alle Mietwohnungen zu sanieren, ohne dabei die Mieterinnen und Mieter finanziell zu überlasten. „Weder Mieter noch Vermieter könnten diesen Aufwand alleine stemmen. Deswegen müssen entsprechende Förderprogramme etabliert werden“, so Tausendpfund.
Zudem forderte er eine signifikante Reduzierung der überbordenden Bürokratie und der Zahl kostentreibender Bauvorschriften. Auch ein Verzicht auf die Grunderwerbssteuer für Grundstücke, auf denen bezahlbare Wohnungen gebaut werden, und eine schnellere Ausweisung von Bauland seien notwendig.

Zustimmung seitens der Unternehmen
Uwe Flotho, Vorstand der Vereinigten Wohnstätten 1889 eG, unterstützte dies. Er sagte: „Wir erleben eine Inflation im Bereich der Baukosten, die noch einmal deutlich höher liegt als die der Lebenshaltungskosten. Die Bestandsmieten können diese Kostensteigerungen nicht auffangen und unsere Mietenpolitik soll auch in den kommenden Jahren weiterhin sozial und verantwortungsvoll bleiben. Wenn in diesen Zeiten noch in die Pflege der Wohnungsbestände in Nordhessen investiert werden soll, dann bedarf es der deutlichen finanziellen Unterstützung durch die öffentliche Hand.“

Auch Uwe Gabriel, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) der Stadt Kassel, sieht die Wohnungswirtschaft vor gewaltigen Herausforderungen: „Wir verstehen uns als gesamtgesellschaftlichen Stabilisierungsfaktor. Die finanziellen Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft sind und werden vielfältiger und beschränken sich nicht nur auf den aktiven Klimaschutz durch Wärmedämmung und Heizungsumbau. Die sozialen Aufgaben stehen ebenso im Fokus wie die Vorbereitung unserer Quartiere auf Extremwetterereignisse. Die weitergehende Klimafolgenvorsorge bindet uns gleichermaßen wie Projekte für Biodiversität und Ressourcenkreisläufe. Von daher dürfen sich Förderungen nicht nur auf die reine CO2-Vermeidung beschränken.“

Einigkeit herrschte zwischen den Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wohnungswirtschaft, dass das Thema Wohnen im Jahr der Landtagswahl in Hessen – und auch in der dann folgenden Legislaturperiode – weit oben auf die Agenda gehört. Schließlich gehe es um ein Grundbedürfnis der Menschen und berge demnach große soziale Sprengkraft. Ein offener Austausch wie beim Wohwi-Talk sei ein guter Ansatz, um die jeweiligen Perspektiven besser zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, die helfen, das gemeinsame Ziel zu erreichen: alle Menschen in Hessen ein bezahlbares Zuhause zu ermöglichen, in dem sie sicher, nachhaltig und selbstbestimmt leben können.

Pressekontakt

Jan Voosen
Abteilungsleiter Kommunikation, Pressesprecher

Tel. 069 - 97065-301

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