07.09.2022

Wohnungsmarktbarometer Hessen des VdW südwest

Politik in der Verantwortung: Bezahlbarer und klimafreundlicher Wohnraum braucht bessere Förderung

  • Mieten der sozialen Wohnungswirtschaft seit Jahren weit unter dem Durchschnitt
  • Aber große Hürden für Unternehmen: Bau- und Energiekosten explodieren
  • Erhalt von fairen Mieten und mehr Klimaschutz – Quadratur des Kreises droht

„Die Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft in Hessen übernehmen seit vielen Jahren Verantwortung für bezahlbares Wohnen. Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Politik ebenfalls Verantwortung übernehmen und die Förderprogramme verbessern muss – auf Bundes- und auf Landesebene. Sonst wird es keinen Zuwachs beim so dringend benötigten bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnraum geben können“, sagte Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest), bei der Vorstellung des Wohnungsmarktbarometers Hessen anlässlich der Jahres-Pressekonferenz des Verbands.

Investitionen steigen – Baufertigstellungen gehen zurück
Seinen Appell begründet Tausendpfund mit alarmierenden Entwicklungen: Seit 2010 haben die Mitgliedsunternehmen 11,1 Milliarden Euro in Neubau und Bestand investiert. Von gut 600 Millionen Euro pro Jahr (2010) sind die Investitionen sukzessive auf 1,52 Milliarden Euro pro Jahr gesteigert worden (2021). „Leider geht damit nicht einher, dass wir in jedem Jahr auch mehr Wohnungen fertigstellen konnten“, so Tausendpfund. 2021 sei der bisher deutlichste Rückgang zu verzeichnen gewesen: 1.489 Baufertigstellungen bedeuteten ein Minus von 500 gegenüber dem Vorjahr.

Der Hauptgrund hierfür seien die enormen Preissteigerungen. Die Baupreise sind in den vergangenen Jahren weitaus stärker gestiegen als die normale Inflation. „Die Baukosten laufen seit Jahren aus dem Ruder“, betont Tausendpfund. Lange sei dies für die Unternehmen – wenn auch mit großen Schwierigkeiten – zu händeln gewesen. Der Rückgang der Baufertigstellungen zeige nun aber deutlich, dass es so nicht weiter gehen könne.

Trotz Baupreisexplosion sehr günstige Mieten
Für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft stellt sich ein weiteres Problem: Sie will die Preissteigerungen, soweit es irgendwie geht, nicht auf die Mieten umlegen. Aktuell liegt die durchschnittliche Miete (netto-kalt) im Bestand bei den Mitgliedsunternehmen mit 7,00 Euro pro Quadratmeter (2021) deutlich unter dem hessischen Vergleichswert. Dieser beträgt 7,60 Euro, wurde allerdings zuletzt 2018 ermittelt. „Es ist davon auszugehen, dass der Wert für Hessen mittlerweile höher liegt, so dass das Delta zu den günstigen Mieten unserer Unternehmen noch größer ist“, so Tausendpfund.

Hinzu kommt, dass sich auch die Situation am Energie- und vor allem am Gasmarkt verschärfe. Einer aktuellen Umfrage des VdW südwest zufolge erwarten die Mitgliedsunternehmen durch die Entwicklung des Gaspreises fast eine Verdreifachung der Kosten für die Gasversorgung. Während diese 2021 bei 56 Millionen Euro lagen, gehen die Unternehmen für 2022 von Kosten in Höhe von 145 Millionen Euro aus.

Klimaschutzziele erfordern ebenfalls erhebliche Investitionen
Laut Tausendpfund stehen die Mitglieder des Verbands künftig vor der Quadratur des Kreises, wenn sie die günstigen Mieten erhalten und gleichzeitig ökologisch und ökonomisch verantwortungsvoll agieren wollen. Denn schließlich bekenne man sich auch zu den Klimaschutzzielen im Gebäudesektor, die ebenfalls nur mit erheblichen Investitionen erreichbar seien.

Tausendpfund sieht deswegen auch die Ziele der Ampelregierung erheblich in Gefahr. Bundesweit sollen jährlich 400.000 neue Wohnungen entstehen, ein Viertel davon gefördert. Auf Hessen bezogen bedeute das pro Jahr rund 7.000 neue geförderte Wohnungen. 2021 seien in dem Bundesland aber gerade einmal Mittel für 1.753 neue geförderte Wohnungen bewilligt worden. Unter den mittlerweile erschwerten Bedingungen scheine es unmöglich, diese Zahl 2022 zu steigern.

Gesellschaftlicher Friede steht auf dem Spiel
Tausendpfund resümiert: „Ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist die größte soziale Herausforderung unserer Zeit. Es geht um nicht weniger als den gesellschaftlichen Frieden in unserem Land. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen sicher sein: Auf die sozial orientierte Wohnungswirtschaft wird bei der Bewältigung dieser Aufgabe Verlass sein. Damit sie jedoch nicht an ihre Grenzen stößt, muss die Politik ihren Teil beitragen. Verlässliche und gute Förderprogramme sind aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen unverzichtbar.“

Pressekontakt

Jan Voosen
Referent für Unternehmenskommunikation und Marketing

Tel. 069 - 97065-301

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